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Nachrichten aus der Pflege | 16. Dezember 2017

Technische Pflegehilfen

Wer pflegebedürftig ist, muss für alltägliche Dinge Menschen um Hilfe bitten. Dazu gibt es viele – manchmal zig-fach am Tag – Gelegenheiten. Alle Beteiligten sind froh, wenn statt einer Handreichung eine Gerätschaft ein Bedürfnis befriedigen kann. Zum Beispiel eine Waschmaschine, deren Bedienung für Blinde und Sehbehinderte optimiert wurde.

Viele High-Tec Konzepte, die als Alltagserleichertung für Behinderte in den Medien bejubelt werden, schaffen es nie in die Serienproduktion und den Alltag der Bevölkerung. Eher zufällig bin ich auf ein Angebot der Firma Miele gestoßen: Eine Waschmaschine, die speziell an die Bedürfnisse von Binden und Sehbehinderten angepasst wurde. Das bringt mich dazu, ein paar Gedanken zu technischen Helferlein zu notieren.

Die Guide-Line von Miele ist zusätzlich mit taktilen Elementen ausgestattet, was die Bedienung vereinfacht. Erhabene Punkte rund um den Drehschalter helfen das Wasch-Programm einzustellen. Eine erhabene Führungslinie führt zu einem Touch-Bedienfeld, über das sich Temperatur, Schleuderdrehzahl sowie weitere Funktionen einstellen lassen. Darüber hinaus gibt es eine gesprochene Audio-Bedienungsanleitung im DAISY-Format. Entwickelt wurde die Waschmaschine in Kooperation mit dem Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV). Die meisten Bedienkonzepte für Touchscreens sind ohne klare Sicht (fast) unbenutzbar. Dieses Beispiel zeigt: Touchbedienung kann auch hilfreich für Sehbehinderte sein.

Sprachausgaben wurde viele Jahre lang, wenn überhaupt, aufwendig und in schlechter Qualität in Haushaltsgeräten verbaut. Gibt es eine hochwertige Verbindung zu einer Smartphone App, können Nutzer*innen nicht nur zwischen vielen Möglichkeiten wählen, die Smartphones bieten, um zum Beispiel den Fortgang des aktuellen Waschprogramms zu verfolgen. Es ist auch möglich, dass mit Hilfe der im Smartphone vorhandenen Sprachsteuerung eine APP und mit Hilfe der APP eine Maschine gesteuert wird. Klingt cool, oder!? Die coolen Kids könnten derlei auch nutzen, wenn sie gut gucken können. Gehbehinderte könnten sich überflüssige Wege in den Keller zu Waschmaschine oder Trockner sparen.
Punkte und Linien könnten den Umgang mit den Knöpfen eines Staubsaugers für viele Leute erleichtern. Deutliche spürbare Rasten an mehrstufigen Schaltern helfen Menschen, die schlecht hören, bei der Wahl der Leistung von Staubsaugern. Wenn der Saugroboter mit dem Smartphone bedient werden kann, hilft's allen beim Saubermachen zwischendurch, die schwer aus dem Sessel kommen. Eine Multifernbedienung, mit der Wand- und Stehlampe geschaltet werden können, kann schnell zu Gewöhnungseffekten führen. Es lassen sich viele Geräte denken, die über eine Smartphone APP zu steuern sein könnten. Auf dem Touchscreen lassen sich die Bedienelemente meist erheblich vergrößern. Auch die Verbindung von Haustürklingel und -kamera zum Smartphone kann selbstständiges Leben deutlich erleichtern. Und jetzt lassen Sie mal Ihrer Fantasie freien Lauf: wie könnte sich Ihr Alltag verändern, wenn Alexa, Siri, Telekom magenta oder Google Home auf in den Raum gesprochene Befehle reagieren (heise.de | brigitte.de). Was für Normalos vor allem bequem ist, kann für Pflegebedürftige ein deutliches Plus an Selbstständigkeit bringen. Bei den allzeit hörigen digitalen Assitenzsystemen ist es allerdings eine Herausforderung die eigene Privatshäre mit dem Wunsch nach selbstständigem Leben und der (penetranten) Neugierde der Konzerne auszubalancieren.

Eine wichtige Voraussetzung für innovative Bedienkonzepte ist allerdings die Lernfreude der Nutzer*innen. »Berühren«, »ziehen« oder »Finger spreizen« fühlt sich sehr fremdartig an, wenn die ersten Technikerfahrungen mit laut klackenden Backelit-Schaltern gemacht wurden. Manch „Seniorentelefon“ landete in der Ecke, nachdem der Neffe nicht mehr für alltäglichen „Support“ zur Verfügung stand. Selbstverständlich vorauszusetzen, dass Pflegeprofis die Maschinerie zu bedienen in der Lage sind, kann zu Problemen führen. Pflege als Beruf wird manchmal auch gewählt, weil Computerei ausschließlich als Stress erlebt wurde. Und falls die Zeit zur Verfügung steht: Es gibt für Haushaltsgeräte in der Regel mehrsprachige Bedienungsanleitungen. Das kann viel helfen ... besonders dann, wenn die Muttersprache der Pflegeperson nicht deutsch ist.

Technische Hilfen auf körperliche Bereiche zu beschränken, wäre zu kurz gegriffen. Demenzkranke von der Benutzung eines Herds mittels Trickschalter (Herdsicherung auf www.wegweiser-demenz.de) oder Hauptschalter (zum Beispiel im Sicherungskasten) auszuschließen, kann Verwirrten und Angehörigen viel Streß ersparen.

Mehr lesen:
Grundsätzliche Gedanken zu Gestaltung von und Umgang mit Technik im Pflegealltag finden Sie im Text:
Technikgestaltung für die Pflegepraxis
von Christoph Kunze (erschienen in der Zeitschrift »Pflege und Gesellschaft« Ausgabe 2/2017; Verlag Beltz|Juventa, Weinheim)


Mit Symbolen, Führungslinien und Tönen zum richtigen Waschprogramm, Pressemitteilung der Firma Miele zur Vorstellung der GuideLine-Waschmaschine (28. November 2017)
Design ist für alle da, unser Beitrag vom 20. Februar 2018.
Technische Hilfen bei Demenz, unser Beitrag vom 29. April 2017.
Smarte Altenpflege, unser Beitrag vom 5. Oktober 2018.

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Letzte Aktualisierung: 05.10.2018